WER SIND DIE „REBELLENMILIZEN“ IDLIBS?

Tebel-Report ¦ ANALYSE

In Idlib existieren etwa 110 unterschiedliche islamistische „Rebellengruppen“, die als Takfiri-Gruppen bezeichnet werden. Als solche werden islamistische (sunnitische) Fundamentalisten genannt, die andere Muslime oder Mitglieder einer anderen muslimischen Konfession zu Ungläubigen erklären. Diese Gruppen eint in Idlib einigermaßen ein einziges Ziel: Der Kampf gegen Assads Regime.

Sonst unterscheiden sich diese Gruppen hinsichtlich ihrer Unterstützer und Ideologien erheblich. Als die beiden größten dieser Takfiri-Gruppen gelten die Nationale Befreiungsfront“ (Jabhat al-Wataniya lil-Tahrir) und die dschihadistische Hayat Tahrir al-Sham-Miliz (HTS).

Anfang August 2018 schlossen sich auf Betreiben der Türkei die „Syrische Befreiungsfront“ – selbst ein Zusammenschluss der Salafistenmiliz Ahrar al-Sham, Noureddine al-Zengi und weiterer Milizen mit den Suqour al-Sham Brigaden und der Sham-Legion zur „Nationalen Befreiungsfront“ zusammen, der auch die Freie Syrischen Armee (FSA) angegliedert ist. Der „Nationalen Befreiungsfront“ unterstehen knapp die Hälfte aller Dschihadisten Idlibs und gilt – nett gesagt – als türkenfreundlich.

Daneben existiert die Hayat Tahrir al-Scham-Miliz (HTS), ebenso ein Zusammenschluss mehrerer Dschihadistengruppen. Deren größte, die Dschabhat Fatah asch-Scham, gilt als Nachfolger der „al-Nusra-Front“ und als syrischer Zweig der al-Qaida. Die HTS kontrolliert 60 Prozent der Provinz Idlib und verfügt vermutlich über 10 000 Dschihadisten. Bis zum türkischen Einmarsch im nördlichen Syrien und der Gründung der „Nationalen Befreiungsfront“ galt die HTS als wichtigste Kraft in Idlib. Die Türkei dürfte gegenwärtig einen Flügel der Miliz dominieren, um die HTS zur Auflösung oder Eingliederung in die „Nationale Befreiungsfront“ zu bewegen.

Zu den weiteren dschihadistischen Milizen in Idlib zählen der IS und die Jaish al-Ezzah, eine Abspaltung der Freien Syrischen Armee in der Nähe von Hama, die sich nicht in die „Nationalen Befreiungsfront“ angliedern wollte. In der Gegend um Jisr al-Shughour sind uigurische Dschihadisten unter dem Kürzel TIP (Turkmenische islamischen Partei) präsent, die ebenso mit der Türkei Kontakte halten dürfte.