CHEMNITZ UND KÖTHEN IM MEDIENSPIEGEL : „BALD NUR NOCH NAZIS UND (…) ANTIFA“
Basler Zeitung (Basel): „Wer in Chemnitz von einem Lynchmob spricht, weiss nicht, was ein Lynchmob ist. Wer jeden AfD-Wähler zum Nazi macht, weiss nicht, was ein Nazi ist. Wer Sarrazin zu einem Ideologen des rassenreinen Ariertums macht, hat keine Ahnung, was ein solcher Ideologe denkt, sagt und schreibt. Wer vorschnell «Nazi» ruft, ist genauso dumm wie der Idiot, der die Hand zum Hitlergruss erhebt.“
Deutschlandfunk (Köln): „Selbst wenn die rassistische Aggression sich bei manchen aus dem Gefühl sozioökonomischer Zurücksetzung speist, gibt es sehr viele Nicht-Abstiegsängstliche, die mitbrüllen. Könnte es nicht sein, dass Bewusstseinsphänomene wie blinder Glaube an Rasse, Volk und Vaterland nur sehr lose mit sozioökonomischen Bedingungen verbunden sind? Die rassistischen Erregten würden selbst im Schlaraffenland weiterbrüllen. (…) Könnte es sein, dass man ihnen mit linken Ideologie-Versatzstücken nicht beikommt? Muss man womöglich ganz neu nachdenken über das Verhältnis von Sein und Bewusstsein? Über moderne Gesellschaften, deren Mitglieder sich umso verunsicherter fühlen, je größer die faktische – soziale, ökonomische, politische – Sicherheit ist, in der sie leben?
Trotz all des Getöses um ihn herum wird der bronzene Marx zusehends ruhiger: Offenbar ist die Schädelstätte der Ort, wo man Ideologien, rechten so gut wie linken, in den Bauch sehen kann. Und so lernt man, zu ihnen Abstand zu halten. Moderne Gesellschaften bieten, bei allem Wehgeschrei, maximale faktische Sicherheit bei minimaler ideologischer Sicherheit. Und vielleicht, denkt sich Marx, ist das sogar gut so.“
Westfälische Nachrichten (Bielefeld): „Parlaments-Vizepräsident Kubicki gibt Merkel die Schuld, Justizminister Maas beklagt die Bequemlichkeit der Anständigen. Im Grunde Kapitulationserklärungen. Denn der Staat ist gefordert: Auch in Chemnitz steht wieder ein Flüchtling, der längst hätte abgeschoben werden müssen, unter Mordverdacht.
Es braucht hier keine Beschwichtigungen und relativierenden Erklärungsversuche – das Vertrauen der Bürger in die Durchsetzung des Rechts durch den Staat erodiert. Und jeder neue Fall ist Wasser auf die Mühlen des Rechtsradikalismus. Innerhalb und außerhalb der Parlamente.
Der in Chemnitz zu besichtigende Autoritätsverlust ist ein Alarmsignal – für staatstragende politische Kräfte und das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat.“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.