DER EINFLUSS DER TÜRKEI AUF DEM WESTBALKAN : GEFAHR ODER SEELENTROST?

Das European Council of Foreign Relations behandelt in einem spannenden Beitrag den Einfluß der Türkei auf den Westbalkan. Asli Aydıntaşbaş hält darin sämtliche Sorgen vor einer neoosmanischen Politik für unbegründet.

Wenngleich Ankara den Balkan als „emotionales Hinterland“ ansehe, aus dem Mustafa Kemal Atatürks Ahnschaft und zahlreiche führende Kader stammten, und die Moslems dieser Region schützen wolle, so strebte die Türkei keine praktische Machtausdehnung an, so der Grundtenor des Beitrages. Sie diente höchstens der innertürkischen Propaganda. Aydıntaşbaş zeigt auch auf, dass erst Außenminister und schließlich Ministerpräsident Ahmet Davutoglu das osmanische Erbe betonte, Erdogan die Vergangenheit aber eher pragmatisch zum Aufbau von Handelsbeziehungen nützt. Abgesehen von Bosnien sei die Türkei auf dem Balkan zudem nicht besonders beliebt. Allerdings bietet der Balkan laut dem Beitrag im European Council of Foreign Relation der Türkei eine außenpolitische „Wohlfühl-Arena“ und die Möglichkeit, politische Macht zu zeigen. Diese werde auch im Kampf gegen die Gülen-Bewegung am Balkan ausgenützt, wie Entführungen von hochrangigen Gülenisten aus dem Kosovo belegen und auch im Aufbau konservativer türkischer Maarif-Schulen.