DAS RUSSISCH-TÜRKISCHE IDLIB-ABKOMMEN: PUTINS TROJANISCHES PFERD

Die Informationen über das russisch-türkische Abkommen sind rar. Den groben Rahmen bildet, laut Agenturmeldungen, die Etablierung einer 15 bis 20 km breiten demilitarisieren Zone bis zum 15. Oktober. Alle Rebellenmilizen und schweren Waffen sollen zu diesem Zeitpunkt aus dieser Zone abgezogen werden. Den hierdurch entstandenen Korridor wollen Türken und Russen gemeinsam überwachen.
Diese Informationen sprechen für einen Erfolg von Erdogans Politik. Idlib wäre weiterhin in den Händen von Dschihadistenmilizen, der Einfluß Russlands und Syriens beschränkt. Nun kennen wir aber Wladimir Putin und sein strategisches Geschick. Es ist weder in seinem, noch in Assads Sinn, blieben die Rebellenenklave auf Dauer erhalten. Für die russisch-syrische Allianz steht die Unversehrtheit des syrischen Staatsgebietes an oberster Stellen. Somit ist davon auszugehen, dass Putin Erdogan wieder einmal auszutricksen sucht. Doch worin kann der Sinn seines Schachzuges liegen, zumal die Grenzlinie zwischen Dschihadisten und Syrern bereist de-facto seit einigen Jahren besteht?
Entsprechend der Meldung der TASS, spricht Putin einen Punkt selbst an: Die Deeskalationszone schützt die nahegelegene russische Luftwaffenbasis von Hmeimin, den russischen Marinestützpunkt in Tartus und auch die Millionenstadt Aleppo.
Darüber hinaus lassen sich allerdings nur Spekulationen anstellen:
So sieht die ZEIT ONLINE darin die Möglichkeit, dass Putin die Kosten des Militäreinsatzes in Syrien begrenzen kann. Es käme natürlich auch geopolitisches Kalkül in Frage, wie das gezielte Herauslösen der Türkei aus der Nato.
Sonst gäbe es noch Putins Ansinnen, sowohl die Rebellenmilizen wie Erdogan zu schwächen. Dies würde Moskau bestens gelingen, wenn die Front der Dschihadisten aufgeweicht werden könnte. Ihre Mannstärke ist groß, die Bewaffnung gut, ein Rückhalt durch die Türkei gegeben und dadurch für Putin ein unkalkulierbares Wagnis. Gerade hier liefert die türkisch-russische Absprache einige Möglichkeiten:
  1. Erdogan hat sich nun verpflichtet, den Korridor zu errichten. Es liegt nun an ihm, die Dschihadisten zum Abzug zu bewegen. Mit Gruppen, die diesem Plan nicht zustimmen sollten, müsste sich demzufolge Erdogan militärisch befassen.
  2. Zögen sich die Dschihadisten zurück, verlören sie militärische Stellungen, die sie in den vergangenen Jahren schrittweise ausbauen konnten.
  3. Kann Erdogan bis zum 15. Oktober nicht liefern, kann Putin dies zum Vorwand einer Offensive nützen.
  4. „Radikale“ Dschihadisten, die als Terroristen gelten, sind ohnehin von diesem Plan ausgenommen und können jederzeit bekämpft werden.
Zudem hat Assad bereits angekündigt, die Angriffe auf Idlib fortzuführen, so das türkische online-Medium Ahval.