ERDOGANS DILEMMA IN SYRIEN

Im nördlichen Syrien steht die türkische Syrienpolitik in mehreren Punkten auf dem Prüfstand: Das eroberte Gebiet um Afrin kommt nicht zur Ruhe, die – türkisch nahen – Dschihadisten in Idlib stehen vor einer syrisch-russischen Offensive, die eine ungeheure, aber nur kurzfristige Flüchtingwelle auslösen wird und das Manbij-Problem mit den USA ist ebenso ungelöst.
Die iranische Nachrichtenagentur Fars zitiert die arabischsprachige Zeitung Al-Watan und die kurdischen Hawar-Nachrichten, die vom fortgesetzten Widerstand der kurdischen SDF in Afrin und seiner Umgebung berichten. Nach unbestätigten Angaben sollen bei zehn Militäroperationen der Kurden gegen die türkische Armee und deren dschihadistischen Verbündeten mehr als 100 Soldaten getötet worden sein. Ausserdem wird von Protesten in Afrin gegen die türkische Besatzungsmacht berichtet.
Ein weiteres strategisches Problem bildet die baldige syrisch-russische Offensive auf Idlib, die letzte „Rebellenhochburg“. Zahlreichen dieser dschihadistischen Gruppen wird eine Nähe zum türkischen Regime nachgesagt. Auf der anderen Seite kann die Türkei in Syrien nur mit Billigung Russlands handeln. Deshalb zielt die Diplomatie der Türkei in den nächsten Tagen darauf ab, einerseits über Verhandlungen die Idlib-Offensive herauszuzögern und andererseits militärische Stärke zu zeigen. So berichten gestern türkische Medien laut  iranischer Nachrichtenagentur Fars von langen Militärkonvois, die an die türkisch-syrische Grenze nach al-Bayli und Hatay entsandt wurden und die Lieferung von Ausrüstung nach Idlib.
Am 4. September führte die türkische Armee zudem ihre 40. Manbij-Patrouille durch. Allerdings ist auch dies lediglich eine Bekundung des „guten Willens“ der USA, welche die Türken nach wie vor nicht in die Stadt Manbij lassen, sondern sich diese mit dem Durchstreifen eines Grenzgebietes begnügen müssen.
(Tebel-Report ANALYSE)