Krieg in Syrien : DER FAST UNBEMERKTE WÜSTENKRIEG

WIEN, 4. Juni 2021. In der syrischen Wüste tobt ein erbitterter Krieg. Syrische Regierungstruppen und ihre Verbündeten kämpfen gegen die verstreuten Reste des Islamischen Staates (IS oder DAESH).

Große Teile Syriens sind von den Ausläufern der großen Arabischen Wüste bedeckt. Zerschnitten durch den Euphrat und seine fruchtbaren Uferstreifen wird deren westlicher Teil Badia oder Shamiyla genannt. Die unwirtliche Gegend ist mit seiner Durchschnittstemperatur den Sandgebieten der Sahara vergleichbar. Im Süden Syriens eine Vollwüste, nimmt die Wüstensteppe den größten Teil der Badia ein.

Dort wechseln einander Stein- und Kieswüsten ab. Ein karger Bewuchs an Gräsern und Kräutern findet sich in ausgetrockneten Wadis sowie in Khabras, Pfannen, die bis zu 50 Meter tief sein können. Unterbrochen wird diese Landschaft von einer sich in west-östlicher Richtung andeutender Bergkette. An deren Fuß – zwischen Palmyra und Jabal Bishri – liegen an einer Hand abzählbare Grundwasseroasen.

Diese pittoreske und harten Landschaft bildet den Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen regulären syrischen Truppen, iranischen Verbündeten und angeschlossenen Milizen gegen den Islamischen Staat (IS oder DAESH). Von der Luft aus unterstützt die russische Luftwaffe das Eindringen der Allianz in die Badia. Laut SOHR fielen in diesem weitgehend unbemerkten Kampf seit dem 24. März 2019 mindestens 1 354 Soldaten der syrischen Armee, Loyalisten, iranische Soldaten, Milizionäre und russische Soldaten.

Den bisherigen Höhepunkt bildete am 19. April die russische Meldung von der Zerstörung zweier getarnter Bunker des IS nordöstlich der antiken Wüstenstadt Palmyra, von 24 LKWs und einer großen Menge an Munition. Bis zu 200 IS-Kämpfer sollen demnach den Tod gefunden haben.

Um den Bewegungsraum des IS einzuschränken und letztlich auch die verstreuten Rückzugsgebiete des IS zu zerschlagen, begann die russische Armee mit den Bau einer neuen Militärbasis etwa 10 Kilometer nördlich von Palmyra am Jabal al-Nazar und verstärkte die Position in Soukna. Neben einer Abordnung der 5. Division wurden weitere 100 Soldaten der Ahmed al-Audeh-Miliz von Daraa in die syrische Wüste verlegt. Ahmed al-Audeh kann in Assads Syrien als schillernde Gestalt bezeichnet werden, führte er seine Miliz zunächst gegen Assad, nahm aber dessen Pardonierung an und blieb daraufhin in der südlichen Landschaft Daraa im Machtbereich Assads.

Heftig umkämpft ist ebenso die Gegend um den Jabal Bishri, wo sich der Großteil der 1 000 bis 1 200 monatlichen russischen Luftangriffe zutragen, die SOHR in zahlreichen Artikel vermerkt.

Von der Luft aus unterstützte Russland seit April ebenso die Operationen der Syrischen Armee und der palästinensischen Liwaa al-Quds in der Wüste von al-Maydeen, begleitet von Gegenangriffen des IS auf syrische und iranische Stellungen. Anfang Mai wurde durch SOHR bekannt, dass die Offensive nun auch durch Teile der 11. Division der syrischen Armee, der gefürchteten Tiger-Forces (in 25. Division umbenannt), dem „5. Corps“ (=Ahmed al-Audeh) und dem Quds Corps unterstützt werden.

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Bildquelle: Bild von Andrea Lamberti auf Pixabay (Palmyra)