NEUE ESKALATIONSSTUFE IM ASOWSCHEN MEER

T e b e l  –  R e p o r t  ¦  HINTERGRUND

Sonntag, kurz vor 22.00, Straße von Kertsch: Russische Sondereinsatzkräfte stürmen drei Schiffe der ukrainischen Marine: Den Schlepper “Yani Kapu” und seine Begleitschiffe “Berdjansk”und “Nikopol”, die sich auf dem Weg von Odessa nach Mariupul befunden hatten.

Russland spricht von Grenzverletzung, bringt die Schiffe auf und nimmt 23 ukrainische Matrosen gefangen; die Ukraine spricht vom Rammen der „Yani Kapu“ durch die „Don“ des russischen Grenzschutzes. Russland sperrt die Durchfahrt – die Ukraine beruft das „Kriegskabinett“ ein und verhängt das Kriegsrecht für einen Monat. Auf dass es sich um eine vorsätzliche Provokation Moskaus handelt, verweist eine Wortmeldung von Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow, wonach der russische Präsident von der ukrainischen Schiffsbewegung von Anfang an erfahren haben soll.

Hintergrund des Vorfalls bildet die Interpretation der russischen Annexion der Krim. Während Russland auch für die Krim und deren Durchfahrt die Zwölf- Meilen-Zone für russische Gewässer geltend macht, sieht Kiew – wie die UNO – die Krim als Teil des ukrainischen Staatsgebietes. Überdies existiert eine Vereinbarung der beiden Staaten, die einander die freie Durchfahrt durch die Meerestrasse garantiert.

Somit spielt sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit gerade eine weitere Phase der hybriden Kriegsführung Moskaus gegenüber der Ukraine ab, die sowohl die beiden ukrainischen Häfen an den Gestaden des Asowschen Meeres treffen soll wie auch die ukrainischen Exklusivwirtschaftszone (EEZ).

Die hochgeschaukelten Emotionen nützen aber sowohl Wladimir Putin wie Petro Poroschenko: Russland kann von wirtschaftliche Problemen ablenken, dem ukrainischen Präsidenten können sie bei der Wahl im Januar nützen. Allerdings bietet Moskaus Provokation der internationalen Gemeinschaft die Möglichkeit weitere Sanktionen zu verhängen.

Die hybride Kriegsführung Russlands im Asowschen Meer behandelte bereits ein Beitrag im Tebel-Report am 30. Oktober.