EINE NEUE FRONT IM RUSSISCH-UKRAINISCHEN KONFLIKT : SÄBELRASSELN IM ASOWSCHEN MEER

T e b e l – R e p o r t  ¦ ANALYSE :

 

Seit etwa einem halben Jahr verschärft sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine um das Asowsche Meer, einem Binnenmeer, das mit dem Schwarzen Meer durch die Straße von Kertsch verbunden ist.

Nachdem Russland im Jahr 2014 mit der Einnahme der Krim die vollständige Kontrolle über die Einfahrt ins Asowsche Meer gewinnen konnte, verfolgt Moskau nun die Taktik, die ukrainischen Häfen Mariupol und Berdjansk wirtschaftlich zu schädigen, um deren ökonomischen Niedergang zu beschleunigen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu schüren.

Dabei kann Russland drei strategische Elemente hybrider Kriegsführung für sich nutzen:

  • So verläuft die Kampflinie zwischen der Ukraine und dem von pro-russischen Milizen gehaltenen Donbass nur etwa 20 Kilometer östlich des größten ukrainischen Hafens am Asowschen Meer, Mariupol.
  • Zudem behindert Russland mit seiner Schlüsselposition an der Straße von Kertsch die ukrainische Frachtschifffahrt: So können nun große Frachtschiffe die Durchfahrt nicht mehr nutzen, weil eine im Mai eingeweihte Brücke, welche die Krim mit der Region Krasnodar verbindet, die Durchfahrt in einer Höhe von 33 Metern überspannt. Dadurch verlor der Hafen Mariupol u.a. einen lukrativen Vertrag über die Verschiffung von über einer Million Tonnen Eisen in die USA jährlich, wie der Deutschlandfunk berichtete.
  • Zudem unterzieht Russland seit Sommer 2018 ukrainische Frachtschiffe langwierigen „Sicherheitsüberprüfungen“, wodurch den Reedern höhere Kosten entstehen. Russland sieht seine verschärften Kontrollen in der Straße von Kertsch als Antwort der Festsetzung des russischen Fischerbootes „Nord“ durch die ukrainischen Behörden im März.

Hinzu kommt die militärische Aufrüstung des Asowschen Meeres. So verstärkte Russland seine Flottenpräsenz (+ russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der Krim), während in der Ukraine der Bau einer Marinebasis in Berdjansk ins Auge gefasst wird und erst vor wenigen Tagen Kiew seine Absicht bekanntgab, die Truppenpräsenz entlang der ukrainischen Küste zu verstärken. Seine bisherige militärische Überlegenheit gewinnt Russland aber auch aus dem Umstand der geringen Präsenz der US-Amerikaner im Asowschen Meer. Der Zerstörer USS Donald Cook (DDG-75), der noch zwischen 2014 und 2016 das Asowschen Meer durchfurchte, so wurde 2016 in die Ostsee verlegt.