GEOSTRATEGISCHE NOTIZEN – Die neue Generation an Flugzeugträgern – Boten eines neuen Aufrüstens?

Bild: USS Ronald Reagan (Quelle: Wikimedia Commons. https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ACVN-76-Reagan-2005-07-25.JPEG. Mit herzlichem Dank für die Benützung).

 

von Rene Tebel

Dem aufmerksamen Beobachter ist es kaum entgangen, dass China Ende April, Großbritannien im Juni und die USA erst im Juli diesen Jahres neue Flugzeugträger in Dienst stellten. Handelt es sich hierbei um eine übliche Modernisierung der Flotten oder sind wir Beobachter eines neuen Wettrüstens?

Strategische und symbolische Bedeutung von Flugzeugträgern ■ Flugzeugträger gehören zu den größten und auffälligsten Einheiten einer Marine. In ihrem Gebrauch sind die Träger mit schwimmenden Flugfeldern zu vergleichen. Sie ersetzen Militärstützpunkte und sind weltweit besonders flexibel als Druckmittel in Friedenszeiten und für den Kampfeinsatz einsetzbar. Sie können beispielsweise als Basis für Luftangriffe, zur Überwachung von Embargos und Flugverbotszonen, zur Sicherung von Seefahrtswegen und zu humanitären Einsätzen herangezogen werden oder fungieren als Drohkulisse.

Zudem besitzen Flugzeugträger eine extrem starke symbolische Bedeutung: Sie stehen für globale Seegeltung bzw. für Großmachtsansprüche und gleichen einem Schaufenster des technischen Vermögens eines Staates.

Mit Baukosten von etwa 3,8 Milliarden Euro (Ins Vikrant) bis 13 Milliarden Dollar (USS Gerald R. Ford), zählen Träger auch zu den teuersten Schiffstypen.

Auf sich allein gestellt, sind die Träger ob ihrer Größe höchst verwundbar. Deswegen operieren sie üblicherweise inmitten eigens zusammengestellter Kampfverbände, die den Flugzeugträger gegen Luft- und Unterwasserangriffe schützen sollen. Solche Trägerkampfverbände können aus einem Flugzeugträger und mehreren (Lenkwaffen)Zerstörern und (Lenkwaffen)Kreuzern bzw. Jagd-Ubooten und einem Versorgungsschiff bestehen.

Flugzeugträger: Ausdruck westlicher Überlegenheit ■ Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dominieren westliche Flotten die Weltmeere. Insbesondere die USA und nachrangig Großbritannien verfolgen hierbei globale Ziele. Daneben verfügen aber andere NATO- bzw. westlich orientierte Staaten wie Australien, Frankreich, Italien, Spanien, Brasilien und Japan über klassische Flugzeugträger oder über Mehrzweckschiffe, die zu leichten Flugzeugträgern umgerüstet werden können. Ihre Dominanz scheint für die nächsten Jahrzehnten gesichert. So herrscht im Westen auch die Praxis vor, Träger nach einer Nutzungszeit von knapp 40 bis 50 Jahren außer Dienst zu stellen und durch moderne und neu entwickelte Träger zu ersetzen. Dies geht oft Hand in Hand mit einer Steigerung der Leistungsfähigkeit.

USA Unter dem Aspekt der unangefochtenen Dominanz, dem turnusmäßigen Austausch und einer gleichzeitigen Weiterentwicklung des Schiffstyps ist die Indienststellung der USS Gerald R. Ford zu sehen. Sie und ihre in Bau (2020: USS John F. Kennedy) und Planung (2025: USS Enterprise) befindlichen Schwesterschiffen sollen in den nächsten Jahren die ersten der 10 nuklear betriebenen „Supercarrier“ der Nimitz-Klasse Stück für Stück ersetzen, deren Prototyp bereits seit 1975 in Dienst steht. Das Typschiff der neuen Klasse, die USS Gerald R. Ford, wurde im Juli 2017 auf Probefahrt in den Atlantik geschickt und ist der erste neu entworfene US-amerikanische Flugzeugträger seit mehr als 40 Jahren.

Wenngleich sich die Ford-Klasse in ihren Maßen von ihren direkten Vorgängern nicht wesentlich unterscheidet (Länge über alles: 337 m, Breite 40,8 m Flugdeckbreite: 78 m, Geschwindigkeit: 30 Knoten, Kapazität an Flugzeugen: 75 bis 90), so soll die neue Schiffsklasse kostengünstiger (weniger Besatzung, längere Wartungsintervalle) sein, rascher bewaffnet werden können und durch elektromagnetische Katapulte die Startfrequenz der Flugzeuge auf eine halben Minute verringern. Zudem kann die Gerald-Ford-Klasse die modernsten Kampfflugzeuge aufnehmen und ist überdies auch auf die Verwendung von Drohnen ausgelegt.
Für ein weltweit rasches Eingreifen bilden die Flugzeugträger der US-Navy 9 „Carrier-Groups“, deren Haupthäfen an der US-amerikanischen Atlantik- (Norfolk, VA) und Pazifikküste (Everett bzw. Bremerton, WA und San Diego, CA, bzw im japanischen Yokosuka liegen. Zudem verfügen die USA zwei weitere Träger in der Reserve und mit der Wasp- und der neuen America-Klasse weitere Mehrzweckschiffe, die als Flugzeugträger verwendet werden können.

Großbritannien Für Großbritannien liegen die Verhältnisse etwas anders. Zwischen 2005 und 2014 wurden alle drei Träger der Invincible-Klasse ausgemustert. In dieser Zeit, 2009, wurde die HMS Queen Elizabeth auf Kiel gelegt und konnte im Juni 2017 ihre erste Probefahrt auf dem Atlantik antreten.
Der
HMS Queen Elizabeth und ihrem Schwesterschiff, der HMS Prince of Wales, kommt besondere Bedeutung zu. Einerseits handelt es bei den britischen Trägern nun um „Supercarrier“, eine inoffizielle Bezeichnung für Träger mit einer Wasserverdrängung etwa ab 70 000 t und zudem stehen sie in Zeiten des BREXIT nun für ein „global Britain“, das auch seine Rolle „in der Verteidigung von Demokratie und Sicherheit in der Welt“ spielen wird. (Der commanding officer in einem Interview in der Sun)
Mit einer Länge über alles von 280 m, einer Deckbreite von 73 m, einer Verdrängung von 65 000 t und einer Kapazität von bis zu 36 Senkrechtstartern – die allerdings erst im kommenden Jahr geliefert werden –  handelt es sich bei der Queen Elizabeth-Klasse um deutlich größere Schiffe als ihre Vorgänger. Die Indienststellung der HMS Queen Elizabeth quittierte der britische Verteidigungsminister Fallon mit der Aussage, dass die Russen „sehr neidisch“ auf die HMS Queen Elizabeth wären und Außenminister Boris Johnson kündigte knapp darauf an, die HMS Queen Elizabeth zusammen mit der HMS Prince of Wales, die im September in Dienst gestellt werden wird, nach der Probephase ins Südchinesische Meer zu entsenden, um ein Zeichen für die „Freiheit der Meere“ zu setzen. Bis dahin ist es ein weiter Weg und der Sparstift der vergangenen Jahre könnte es nötig machen, dass Großbritannien im Ernstfall zum Schutz der HMS Queen Elizabeth auf französische Begleitschiffe zurückgreifen müsste, wie der Daily Express süffisant bemerkte.

Mehr als Statussybole fungieren die Flugzeugträger Frankreichs, Italiens und Brasiliens.
Frankreich Frankreich sucht mit seinem Flugzeugträger Charles de Gaulle Weltgeltung zu vermitteln, auch wenn sich dies in erster Linie in der Teilnahme an internationalen Kampfeinsätzen widerspiegelt. Die Charles de Gaulle kann etwa 40 Maschinen aufnehmen und gilt als Aushängeschild französischer Spitzentechnologie und Nukleartechnik. Immerhin ist sie der einzige atombetriebene Träger außerhalb der US-Navy. Allerdings wird sie bis 2019 nicht zur Verfügung stehen, zumal sie zur Zeit in Toulon generalüberholt wird.

Italien Auch Italien unterhält einen Trägerverband, obwohl der Mittelmeerstaat keine globalen politischen Interessen besitzt. Die italienischen Träger fungieren in erster Linie zum Schutz eigener Bürger im Ausland und werden für internationale Militär- und humanitäre Einsätze genutzt. Diese Aufgabe übernimmt seit 2003 in erster Linie die Cavour, ein leichter Mehrzweckflugzeugträger. Zwar kann sie für den Kampfeinsatz als Flugzeugträger mit 20-24 Senkrechtstartern und Hubschraubern ausgestattet werden, doch ist sie ebenso als Transporter für bis zu 24 schwere Kampfpanzer und 416 Marineinfantristen ausgelegt. Ihr Bordkrankenhaus mit zwei Operationssälen macht die Cavour zum Spitalsschiff, wie sie nach dem schweren Erdbeben in Haiti unter Beweis stellte. Die Cavour kann von der Guiseppe Garibaldi unterstützt werden, die zwischen 1994 und 2012 als Flugzeugträger für Senkrechtstarter fungierte und nun wieder als Hubschrauberträger dient.

Spanien Zum echten „Verkaufsschlager“ (Australien erwarb die HMAS Canberra – 2014 in Dienst gestellt – und die HMAS Adelaide, 2015 in Dienst gestellt; die Türkei baut in einer Zusammenarbeit die TCG Anadolu) entwickelt sich die spanische Juan Carlos I-Klasse. Sie benennt ein LHD-Mehrzweckkriegsschiff, das als amphibisches Angriffsschiff, wie auch als leichter Flugzeugträger verwendet werden kann. Das Typenschiff Juan Carlos I (236,5 m Länge über alles, 32 m Breite, 27.000 t) wurde 2010 als Ersatz für die Príncipe de Asturias in Dienst gestellt und kann bis zu 900 Infantristen, 46 schwere Panzer und Landungsboote aufnehmen. Als Flugzeugträger verwendet, können von Bord der Juan Carlos I. bis zu 30 Senkrechtstarter operieren.

Brasilien Als einziger südamerikanischer Staat unterhält Brasilien einen Flugzeugträger. Es handelt sich hierbei um die im Jahr 2001 für die brasilianische Marine als NAe São Paulo in Dienst gestellte und die Minas Gerais ablösende ehemalige französische Foch (266 m Länge, 51,2 m Breite, 24.400 t Verdrängung, 37 Flugzeuge und 7 Hubschrauber), die allerdings durch ständige Wartungsarbeiten und Reparaturen auffiel. Nach einem Bericht des The National Interest soll sie in den kommenden drei Jahren abgewrackt werden.

Japan Eine Sonderstellung nimmt Japan ein, das offiziell keinen Flugzeugträger besitzt. Seit dem Zweiten Weltkrieg sehen sich die japanischen Streitkräfte als Selbstverteidigungsarmee, die keine Angriffswaffen besitzen darf. Allerdings wurde diese Position in den vergangenen Jahren umgedeutet und ermöglicht Japan nun eine aktive Selbstverteidigung, die sogar den Schutz verbündeter Kriegsschiffe umschließen kann.
Diesen Wandel versinnbildlichen die Helikopterträger Izumo (Indienststellung 2015) und Kaga (Indienststellung 2017), die mit 248 m und einer Verdrängung von 27 000 t größten Kriegsschiffe Japans seit dem Zweiten Weltkrieg. Zwar als Hubschrauberträger für 14 Hubschrauber ausgelegt, wird gemunkelt, dass sich die Izumo und die Kaga zu leichten Flugzeugträgern für Senkrechtstarter umrüsten lassen können. Gemeinsam mit zwei weiteren Hubschrauberträgern besitzt Japan hochmoderne Kriegsschiffe für den Einsatz in Japans Inselwelt und ein schlagkräftiges Druckmittel gegen China im Streit um die Senkaku-Inseln (chin. Diaoyu).

Gegenspieler des Westens: Russlands und Chinas Trägerprogramm  ■ Russland Mit dem Zusammenbruch der UdSSR endete das ambitionierte Trägerprogramm der Sowjetunion. Zwischen 1970 und 1989 hatte die Sowjet-Marine insgesamt sieben Flugdeckkreuzer in der Werft 444 in Nikolajew an der ukrainischen Schwarzmeerküste auf Kiel gelegt. Die ersten vier Träger konnten noch in die sowjetische Marine übernommen werden, wurden aber aus Kostengründen in den frühen Jahren der Russischen Föderation außer Dienst gestellt und abgewrackt (1143.3 Flugdeckkreuzer Noworossijsk) bzw. verkauft (1143.1 Flugdeckkreuzer Kiew, 1143.2 Flugdeckkreuzer Minsk, 1143.4 oder 1143-M Vikramaditya/ex. Baku/ex. Admiral Gorschkow). Zwei, nach dem Ende der UdSSR noch in der – nun ukrainischen – Werft befindliche unfertige Träger wurden verkauft bzw. abgewrackt (1143.7 Ulyanovsk).

Zwar plant die Russische Marine die Indienststellung eines atombetriebenen Flugzeugträger für 90 Flugzeuge unter dem Projektnamen Projekt 23000E Shtorm für 2030, doch verfügt Russland aktuell nur über einen einzigen Träger, die Admiral Kusnezow. Auch sie entstammt dem Projekt 1143 (Projekt 1143.5) und wurde wie alle anderen sowjetischen Träger auch als Flugdeckkreuzer konzipiert, der in erster Linie eigene Kriegsschiffe sichern und amphibische Operationen unterstützen sollte. Seinen einzigen Kampfeinsatz absolvierte der Träger 2016 im Syrienkrieg. Hierfür hatte die Admiral Kusnezow die Nordsee und den Ärmelkanal unter den Augen der Öffentlichkeit zu passieren und verblüffte diese durch eine weithin sichtbare Rauchfahne. In der westlichen Presse wurde die Kusnezow als das „marodeste Kriegsschiff der Weltverspottet.

China Eine besonders abenteuerliche Entwicklung nahm der Aufbau von Chinas Trägerflotte. An ihrem Beginn stand ein nicht fertiggestellter ex-Sowjetischer Flugzeugträger, den 2002 ein chinesischer Kasinobetreiber für ein schwimmendes Spielkasino erwarb. Trotz der Verpflichtung einer zivilen Nutzung wurde die zuletzt ukrainische Warjag in Dalian als Liaoning vollendet und 2012 in die chinesische Kriegsflotte aufgenommen. Ihr modernisierter Nachbau ist der erste in China gefertigte Flugzeugträger, der im April 2017 feierlich seinen Probebetrieb aufnahm.
Von beiden Flugzeugträgern können jeweils bis zu 40 Hubschrauber und Flugzeuge operieren. Dennoch ist ihre Technik nicht mit den britischen und US-amerikanischen „Supercarriern“, noch den japanischen „Hubschraubersträgern“ oder den spanischen LHD-Schiffen zu vergleichen.
Die chinesischen Träger stellen höchstens ein Drohpotential für ihre Nachbarstaaten dar und bilden vorerst ein Prestigeprojekt. Sie markieren aber auch den Beginn eines ambitionierten Flottenprogramms, das China schrittweise an das westliche Niveau heranführen soll.  So will die chinesische Marine 2021 einen Träger in Dienst stellen, der mit 320 m Länge, einem konventionellen Antrieb und 85 000 t Verdrängung von seinen Dimensionen her bereits nahe an die Ford-Klasse heranreichen soll. Es werden also für China noch Jahrzehnte der Anstrengung ins Haus gehen, ehe sie über die geplanten zwei Trägerverbände mit insgesamt 6 Trägern verfügt und noch weitere Jahre, bis das komplizierte Zusammenspiel mit anderen Truppenteilen funktioniert.

Indien Besondere Aufmerksamkeit wird den chinesischen Ambitionen auch in China entgegengebracht. Zwar besitzt Indien keine globale Interessen, doch ist ihre Ausrichtung geprägt durch Indiens Selbstverständnis als Regionalmacht, die Sorge vor Konflikten mit Nachbarn wie Bangladesch oder Pakistan und dem Bestreben, in einem Rüstungswettlauf mit China ein militärisches Gleichgewicht zu halten. Daher zielt die indische Flottenpolitik darauf ab, zwei Trägeverbände zu unterhalten: die westliche und die östliche Flotte. Idealerweise könnte dieser Auftrag durch zwei bis drei Träger erfüllt werden, doch gelang das Mindestsoll von zwei Trägern nur für kurze Zeitspannen. Aktuell besitzt Indien einen Flugzeugträger, die INS Vikramaditya („Tapfer wie die Sonne“), das Flaggschiff der westlichen Flotte. Dabei handelt es sich um ein Schiff des „Projekt 1143“, das in Sowjetzeiten mit dem Namen Baku auf Kiel gelegt worden war. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde das Schiff als Admiral Gorschkow 1987 für neun Jahre von Russland in Dienst gestellt und 2004 von Indien erworben. Umfangreiche Umrüstarbeiten führten aber dazu, dass die INS Vikramaditya erst nach knapp zehn Jahren in Dienst gestellt werden konnte. Auf dem 283,5 m langen Schiff mit einer Flugdeckbreite von 59,8 m, einer Verdrängung von 45 500 Tonnen können 36 Luftfahrzeuge operieren.
Allerdings konnte die INS Vikramaditya nur zwischen 2013 und 2017 gemeinsam mit der INS Viraat („Riese“) eingesetzt werden. Die Viraat, das Flaggschiff der östlichen Flotte war im Jahr ihrer Außer-Dienst-Stellung immerhin als der dienstälteste Träger der Welt ins Guiness-Buch der Rekorde gelangt, dessen Kiellegung noch im 2. Weltkrieg erfolgt war (Das Schiff wurde von der britischen Marine 1959 als HMS Hermes in Dienst gestellt. Ihr sollte im Falkland-Krieg eine „tragende“ Rolle zufallen)
Die INS Vikramaditya soll noch bis 2025 im westlichen Verband ihren Dienst versehen und dann von der INS Vishal ersetzt werden, dem zweiten in Indien gebauten Flugzeugträger, der sogar atombetrieben sein soll. (50 bis 55 Flugzeuge und Hubschrauber aufnehmen, über 65 000 Tonnen Verdrängung)
Für die westliche Flotte wird gerade die INS Vikrant („mutig“) gebaut, die 2013 vom Stapel lief und etwa 2018 in Dienst gestellt werden soll. Bei der INS Vikrant handelt es sich um den ersten Träger, den Indien baut. Die Vikrant, kleiner als die INS Viraat, soll mit 40 Senkrechtstartern und Hubschraubern russischen Fabrikats ausgestattet werden.

Außer in der Region des Indischen und Pazifischen Ozeans lässt sich ein zweiter Weltteil ausmachen, in dem der Trägerbau „Großmachtsambitionen“ unterstützen soll und die regionale Machtbalance verschieben wird. Damit ist das östliche Mittelmeer und die für 2021 geplante Indienststellung der TCG Anadolu gemeint.

Türkei Bei der TCG Anadolu handelt es sich um ein modifiziertes und in der Türkei hergestelltes Schiff der spanischen Juan Carlos I- Klasse. Die TCG Anadolu soll die Türkei von einer Küstenmarine zu einer Hochseemarine führen, die im gesamten östlichen Mittelmeer präsent sein kann. Den bisherigen Attitüden entsprechend, wird sie Prestige in der islamischen Welt vermitteln und vermutlich offensiv eingesetzt werden: in erster Linie gegen die Republik Zypern, gegen Griechenland und gegen Israel. Diese Stoßrichtung lässt sich erstens wegen der Erdgasfunde vor Zypern und Israel, zweitens aus dem Streben der Türkei als Energie-Drehscheibe zu fungieren und drittens wegen schwelender Grenzkonflikte mit Griechenland erkennen. So reklamiert Ankara Teile der Erdgasfelder südlich der Republik Zypern für sich bzw. anteilig für den von der Türkei besetzten Teil Zyperns. Als besonders probelmatisch erweist es sich herbei, dass die Türkei die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen nicht anerkennt, die als Grundlage für die Festlegung der Wirtschaftszonen gilt. Zudem widerläuft den türkischen Plänen eine Erdgaspipeline von Israel zum LNG-Terminal in Vasilikos an der zypriotischen Südküste und zum griechischen Festland und nach Mitteleuropa und streiten Griechenland und die Türkei über Felsen und Eilande in den Dodekanes (gr. Imia/ türk. Kardak)

Dass diese Einschätzung nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt das türkische Verhalten Mitte Juli 2017: Zu diesem Zeitpunkt bringt sich ein Bohrschiff im Auftrag des französischen Energiekonzerns TOTAL im „Block 11“ 150 km südlich von Limassol vor der Republik Zypern in Position, um unter dem Meeresgrund nach Erdgas zu suchen. Zeitgleich entwickelt die Türkei mittels Marine und Luftwaffe eine Drohkulisse. Sie bleibt ohne Folgen, da Frankreich schon zwei Fregatten zum Schutz des Bohrschiffes abgestellt hatte und südlich der Bohrinsel griechische, französische und israelische Kriegsschiffe, wie auch der US-amerikanische Trägerverband mit dem „Supercarrier“ USS George H.W. Bush aufgefahren waren.

Fazit ■ Die westlichen Staaten sind sich ihrer gegenwärtigen Überlegenheit bewusst und unterstreichen diese durch den routinemäßigen Austausch und die qualitative Aufwertung der Trägerflotten. Russische und chinesische Träger sind aktuell nicht alleine den britischen und US-amerikanischen Trägern hoffnungslos unterlegen, sondern selbst den spanischen, italienischen und japanischen Mehrzweckschiffen.

Selbst Neubauten werden nur das regionale Machtverhältnis betreffen. Zudem werden auch nach der Indienststellung neuer russischer und chinesischer Träger Jahre vergehen, bis die Trägerflotten reibungslos funktionieren.

Die einzige Unbekannte, die den Schiffstyp der Flugzeugträger zu Dinosaurier der Meere machen könnte und den USA die unangefochtene Vormachtstellung streitig machen könnte, liegt in der Entwicklung atomar bestückter Hyperschall-Raketen, spezieller Torpedos und im Cyber-Krieg. Bei deren Entwicklung kehren die illustren Namen wieder: USA, Russland und China.