»Hintergrund« | Ein ungeheuerlicher Verdacht: Ließ Donald Trump die Kurden wegen eines „fucking hotel“ im Stich?

Im Oktober besprachen US-Medien zwei Tweets, die eine unvorstellbare Verquickung von Privatinteressen und politischer Macht darstellen könnten: Hat US-Präsident Donald Trump dem türkischen Präsidenten Erdogan „grünes Licht“ für seine Invasion in den Norden Syriens gegeben und stets auf dessen Drohungen mit Nachsicht begegnet, weil der US-Präsident wirtschaftliche Interessen in der Türkei verfolgt?

Jedenfalls deuten mehrere Indizien auf einen solchen Interessenskonflikt hin. Das erste und wichtigste Argument stellt eine Interview für Breitbart-Radio dar, das Donald Trump diesem am 1. Dezember 2015 – inmitten des US-amerikanischen Wahlkampfes – gegeben hatte. Darin fällt aus Trumps eigenen Mund die Formulierung: I have a little conflict of interest ’cause I have a major, major building in Istanbul. It’s a tremendously successful job. It’s called Trump Towers—two towers, instead of one, not the usual one, it’s two.

Trump Tower Istanbul

Bei dem angesprochenen Trump-Tower handelt es sich um zwei miteinander verbundene Hochhäuser, einem Büro- und einem Wohnturm, nebst einem Einkaufzentrum mit 141 Geschäften auf fünf Geschäftsebenen und zwei Ebenen für Gastro- und Unterhaltung.

Der Eröffnung der Hochhäuser wohnte im April 2012 auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bei. Ihm dankte Ivanka Trump für sein Erscheinen in einem Tweet.

Geld für Trumps Namen

Der Trump Tower steht nicht im Besitz seines Namensgebers. Entwickelt wurden die Hochhäuser vom türkischen Milliardär Aydın Doğ, der Trump für die Verwendung seines Namens Lizenzgebühren bezahlt. Allerdings reicht die Beteiligung am Projekt der Trumps bis in das Jahr 2008 zurück, als Ivanka Gespräche mit Dogans Schwiegersohn Mehmet Ali Yalcindag führte.

Darauf, dass sich aus diesen Geschäftsverbindungen die Freundschaft Yalcindag zu den Trumps entwickelte, deutet ein Zitat Trumps aus dem Jahr 2012 hin, das Newsweek bespricht. Und „im vergangenen Jahr zeigte sich Yalcindag in einem Interview mit mehreren Journalisten zuversichtlich, dass Trump dem außenpolitischen Ansatz der Türkei auf jeden Fall zustimmen würde“, berichtet nbcnews ferner.

Weitere Belege für Trumps ökonomische Verquickung mit der Türkei führt der Business Insider die Partnerschaft mit dem Luxusmöbelunternehmen Dorya International auf, das sich auf seiner Webseite rühmt, die Büros des türkischen Präsidenten, des Premierministers, der Streitkräfte und der Botschaften auf der ganzen Welt eingerichtet zu haben.

Zudem sollen mehrere Veranstaltungen – zuletzt April 2019 – in seinem Hotel mit der türkischen Regierung zu tun gehabt haben, wie CREW und MSNBC recherchierten.

Problem

Sollten die Medienberichte Trumps Geschäftsverbindungen in ihrem Kern richtig umreißen, ergäbe sich das Problem, dass politische Entscheidungen des amtierenden US-Präsidenten persönlich-wirtschaftlich motiviert sein können. Ein Kritiker Trumps, Richard Painter, sieht darin sogar Verletzung der Emoluments-Klausel der Verfassung vorliegt, wie er gegenüber NBC News erklärte und hinzufügte: „Man kann keinen Präsidenten mit Geschäftsinteressen in Krisengebieten auf der ganzen Welt haben“. Robert de Niro sieht es in seinem Twitter-Kommentar vom 9. Oktober ungleich profaner: „Here’s video of Trump attending the grand opening of Trump Tower in Turkey. Ivanka even thanked Erdogan on Twitter for this deal. Gonna say it loud and clear: TRUMP IS SELLING OUT KURDISH LIVES FOR A FUCKING HOTEL!

Siehe