Pakistan : KOMMT ES ZUR AUSSÖHNUNG ZWISCHEN DEN PAKISTANISCHEN TALIBAN UND DER REGIERUNG IN ISLAMABAT?

Der pakistanische Premierminister Imran Khan ließ in einem Interview mit TRT world aufhorchen: Gegenüber dem türkischen Sender sprach Khan von einem Versöhnungsprozess mit der Tahrik-e-Taliban Pakistan (TTP), einer Terrororganisation, die für die Unabhängigkeit des paschtunischen Siedlungsgebietes in Pakistan kämpft. Khan sprach in diesem Zusammenhang von der möglichen Freilassung gefangener Anführer der TTP und erklärte, dass sich Pakistan mit Gruppen der TTP auf afghanischem Territorium im Gespräch befänden.

Nach der Ausstrahlung des Interviews zeigte sich der Stammesführer der TTP in Waziristan, Gul Bahadar, zu einer Waffenruhe bis zum 20. Oktober bereit, schreibt die pakistanische Tribune. Allerdings meldete die Times of India bereits knapp darauf den Anschlag auf ein Fahrzeug, bei dem an der afghanischen Grenze vier Soldaten und ein Polizist ums Leben kamen. Seit dem 15. August – dem Tag der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan – zählte India.com über 75 Anschläge mit mehr als 100 Toten.

Diese Zahlen sprechen momentan wohl von keiner Entspannung, zumal die TTP aus unterschiedlichen Gruppierungen besteht, die nach der Freilassung ihrer Mitglieder aus afghanischen Gefängnissen durch die afghanischen Taliban an Stärke gewann. So scheinen zwar manche von ihnen zur Aussöhnung bereit, wichtige Vertreter aber weiterhin für die Abspaltung des föderal verwalteten Stammesgebiete (Fata) im Westen Pakistans zu kämpfen, in dem Paschtunen siedeln.

Der Konflikt rührt noch in die Zeit der britischen Kolonialherrschaft zurück. Mit der Unabhängigkeit Afghanistans (1919) trat die Durand-Linie von 1893 als Grenze zu Britisch-Indien in Kraft und durchtrennte das Siedlungsgebiet der Paschtunen. Somit lebt der größere Teil dieser Volksgruppe heutzutage in Pakistan, das aber von den Pundjabi dominiert wird. Die Region bot den afghanischen Taliban im Kampf gegen die westlichen Truppen als Rückzugsgebiet.

Es ist auch kein Geheimnis, dass auch die afghanischen Taliban, die sich hauptsächlich auf Paschtunen stützen und vielleicht als patriotische Islamisten bezeichnet werden können, die Durand-Linie ebenso nicht anerkennen.

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