Tebels Situationskarte No 10 und 11 (25. April – 8. Mai) – Dombass-Detailkarte

  1. Charkow-Front: Die russischen Truppen blockieren Charkow vom Norden und Nordosten her. Täglicher Artilleriebeschuss ist die Folge. Seit Ende April kann die Ukraine mehrere Ortschaften einnehmen und hierdurch die Artillerie so weit abdrängen, dass die Stadt nur mehr von wenigen russischen Positionen beschossen werden kann. (siehe Karte No. 11)
(c) Rene Tebel

2. Izyum-Front: Die Isyium-Achse bildet die Hauptangriffslinie der russischen Armee im Dombass. Bis zu 25 BTGs (taktische Bataillonskampfgruppen) mit etwa 20 000 Soldaten und etwa 500 Panzern stehen zur Verfügung. Die Achse dient dazu, die ukrainisch gehaltenen Gebiete des Dombass mit Slovyansk und Kramatorsk einzukesseln. Dazu müsste die russische Armee aber bei Wuldebar, Avdiyivka oder Niu York die Verteidigungslinien der Ukrainer durchbrechen.

3. Severodonezk: Einen weiteren Zangenangriff führt die russische Armee bei Rubizhe (vom Norden her) und Popasna (vom Süden her) durch. Ziel bildet die Einnahme von Severodonesk und Lychansk.

Im Gegensatz zu den meisten westlichen Einschätzungen ist darauf hinzuweisen, dass die russische Armee seit dem Beginn der Dombass-Offensive mehrere Ortschaften einnehmen konnten und in mehrere weitere Ortschaften einrücken konnte. Diese Orte lagen – wie Popasna – seit Jahren an der Frontlinie und wurden von der ukrainischen Armee zu Festungen ausgebaut. Das bedeutet, dass die ukrainischen Stellungen im Hinterland ungleich schwächer ausgebaut sind und Russland dort seine Strategie rascher umgesetzen kann: Dauerbeschuss, bis nichts mehr steht und dann einmarschieren. Somit ist es auch nachvollziehbar, dass die russische Armee nun keine raschen Erfolge sucht, sondern Positionen und Ortschaften „abarbeitet“ und sturmreif schießt. Die ukrainischen Verteidiger halten die russische Armee wiederum möglichst lange auf und versuchen sich vor einer endgültigen Einkesselung abzusetzen.

3. Saporischschia-Front: Die Kämpfe an diesem Frontabschnitt konzentrieren sich auf Huyalpole und einen Brückenkopf westlich von Wuldehar.

4. Kherson-Front: Hier ist die Lage besonders unübersichtlich. Im Nordosten kann die ukrainische Armee kleinere Landgewinne verbuchen. Westlich und nördlich von Kherson wogt der Kampf und Orte wechseln mitunter täglich den Besitzer.

5. Die russische Armee konzentriert sich ferner auf die Zerstörung von Bahnknotenpunkten, um den westlichen Militärnachschub für die Ukraine zu stören.